Active Mental Ageing-Initiative (AMA-I)

Demenz:

Demenz ist ein Syndrom, das durch fortschreitende Beeinträchtigung kognitiver Funktionen, wie Gedächtnis, Lernfähigkeit, Orientierung, Sprache, etc. gekennzeichnet ist und mit zunehmendem Verlust der Autonomie im Alltag einhergeht. Es kann zwischen den primären und sekundären Demenzformen unterschieden werden. Sekundäre Demenzen stellen nur einen kleinen Teil (ca. 10%) aller Demenzerkrankungen dar, und sind durch andere Grunderkrankungen (z.B. Vergiftungen durch Alkohol oder Medikamente, Tumoren, Stoffwechselerkrankungen, etc.) verursacht. Bei primären Demenzen handelt es sich um chronische krankhafte Veränderungen des Gehirns. Die häufigste Form der Demenz ist die Alzheimer-Krankheit (ca. 60-65%). Es kommen auch andere Formen (vaskuläre Demenzen, Lewy-Körperchen-Demenz, frontotemporale Demenz, etc.) und Mischformen vor.  Schätzungen zufolge sind weltweit ca. 55 Millionen Menschen von Demenz betroffen. Jährlich kommen etwa 10 Mio. neue Krankheitsfälle dazu. Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden im Jahr 2050 ca. 140 Mio. Menschen betroffen sein. Demenzerkrankungen sind derzeit nicht heilbar. Die Behandlung ist auf die Linderung der Symptomatik und die Verbesserung der Lebensqualität fokussiert, und kann den Erkrankungsverlauf etwas verlangsamen.

 

Präklinische Phase der Alzheimer Krankheit

Demenzerkrankungen wie Alzheimer Krankheit verlaufen in Phasen, wobei in der ersten „präklinischen“ Phase viele Betroffenen von einer Subjektiven Kognitiven Beeinträchtigung (SCD) berichten. Diese kognitive Beeinträchtigung wird zwar von den Personen subjektiv empfunden, ist aber mithilfe von üblichen psychologischen Testverfahren noch nicht nachweisbar. Allerdings zeigen die Studien, dass Personen mit SCD zukünftig häufiger eine Alzheimer-Krankheit entwickeln. Deswegen wird diese Phase als möglicher Vorläufer von Alzheimer-Krankheit beschrieben. In der nächsten Phase kommt es zu einer leichten kognitiven Störung (MCI), wobei kognitive Defizite mit den psychologischen Tests bereits messbar sind.

 

Früherkennung und Prävention

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass degenerative Veränderungen des Gehirns bereits mehrere Jahre vor dem Auftreten der ersten klinischen Symptome nachweisbar sind. Deswegen gewinnt die Früherkennung und Prävention eine enorme Bedeutung. Einsetzung der frühen Therapiemaßnahmen in den ersten Phasen der Erkrankung, wo die Veränderungen noch im Anfangsstadium sind, und die Präventionsmaßnahmen die Krankheitsprogression verlangsamen oder sogar verhindern können. Monitoring und Früherkennung erlauben individuelle Prognosen und rechtzeitige Interventionen. Es wurden zwölf veränderbare Faktoren identifiziert, die das Risiko einer Demenzerkrankung erhöhen, wie z.B. Hypertonie, Diabetes, Adipositas, Schwerhörigkeit, Depression, etc. Zu den präventiven Strategien zählen vor allem die Maßnahmen, die diese Risikofaktoren gezielt beeinflussen. Die ersten Ergebnisse der Finnischen Interventionsstudie (FINGER) zeigen, dass eine mehrdimensionale Frühintervention durch die Veränderung des Lebensstils mit gesunder Ernährung, körperlichem und kognitivem Training, und der Behandlung von vaskulären Risikofaktoren zur Verbesserung der kognitiven Funktionen bzw. zur Verlangsamung des geistigen Abbauprozesses entscheidend beiträgt. Es wurden über zwei Jahre mehr als 1200 Personen im Alter zwischen 60-77 Jahren untersucht, die ein erhöhtes Demenzrisiko haben. Insgesamt verbesserten sich die kognitiven Fähigkeiten der Teilnehmer um 25 Prozent, wobei in einzelnen Domänen die Leistungssteigerung noch höher war (www.wwfingers.com).

 

Active Mental Ageing Initiative (AMA-I)

Da der Verlauf einer Demenz meist schleichend ist, werden die ersten Symptome oft ignoriert oder übersehen. Obwohl nicht jede kognitive Beeinträchtigung durch Vorliegen der Demenzerkrankung verursacht ist, sollte jeder Verdacht abgeklärt und über die Zeit beobachtet werden. Ziel der AMA-I ist, durch regelmäßige kognitive Testungen das Vorhandensein sein eines Risikos für die Entwicklung einer Alzheimer Demenz zu bestimmen. Genauso wichtig ist aber auch, Personen die nichtgefährdet sind, zu identifizieren. Bei dem International Neurocognitive Testprofile (INCP) handelt es sich um ein neuropsychologisches Testverfahren, das zur Aufdeckung von bereits geringen kognitiven Veränderungen eingesetzt wird. Durch die Anwendung kann die Früherkennung einer Demenz erleichtert beziehungsweise ermöglicht werden. Kognitiv gesunde Personen erhalten mit diesem Tool die Möglichkeit, ihre kognitiven Fähigkeiten regelmäßig selbstständig am eigenen Tablet zu überprüfen. Als erster Schritt erfolgt eine ausführliche Diagnostik bei einem Termin mit einer Fachperson (z.B. Psycholog*in, Neuropsycholog*in, Psychiater*in usw.) in der Praxis oder Klinik.  Dieser Termin dient zur Untersuchung der kognitiven Fähigkeiten und der Bestimmung des Ausgangslevels. Die Folgeuntersuchung wird idealerweise ein Jahr danach durchgeführt. Da es sehr aufwendig und oft nicht möglich ist, engmaschigere Testungen im klinischen Umfeld durchzuführen, können die Patient*innen in der Zwischenzeit, selbstständig und optimalerweise monatlich, von zu Hause aus kürzere Testungen bis zu ihrem nächsten Kontrolltermin bei der Fachperson durchführen. Durch die regelmäßigen Testungen können bereits kleinste Veränderungen der kognitiven Fähigkeiten (z.B. des Gedächtnisses) frühzeitig festgestellt werden. Ein verankertes Ampelsystem informiert die Anwender*innen unmittelbar über die Ergebnisse ihrer Testung. Sollten bei diesen regelmäßigen Testungen Veränderungen auftreten, empfiehlt das Testsystem eine Konsultation der betreuenden klinischen Fachkraft, sodass hier erneut eine ausführliche Diagnostik erfolgen kann.

 

An der AMA-I teilnehmende Fachpersonen:

Assoz. Prof. PD. Dr. Johann Lehrner, Psychologe, 1140 Wien,  This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.